Ebenso wie die biologische Uhr vom Menschen, steht auch die Arbeitswelt nicht still: Das bemerken Arbeitnehmer häufig aber erst dann, wenn sie sich ab dem 40. Lebensalter beruflich neu orientieren möchten oder müssen. Abhalten sollten die daraus entstehenden Herausforderungen aber niemand, denn es gibt mindestens genauso viele Chancen – die müssen nur genutzt werden.
Selbst ein später beruflicher Neuanfang kann genau der richtige Schritt sein
Selbstverständlich: Ein Berufsumstieg mit 40+ Jahren ist komplexer und erfordert mehr Mut, als das noch mit Mitte 20 der Fall gewesen wäre. Trotzdem kann sich genau das lohnen: Weil der aktuelle Beruf beispielsweise kein persönliches Glück und keine Erfüllung bringt, weil das Arbeitsumfeld für (zu viel) Stress sorgt oder manchmal einfach deshalb, weil es nötig ist. Sowohl die Digitalisierung als auch beispielsweise die Corona-Pandemie haben für viel Bewegung in der Arbeitswelt gesorgt, ebenso werden in den kommenden Jahren weitere Berufe sukzessive verschwinden. Zudem sehnen sich viele Arbeitnehmer, die aktuell körperlich sehr fordernde Berufe ausüben, in ihren späteren Lebensjahren nach einem physisch weniger fordernden Job – oder müssen diesen aufgrund gesundheitlicher Beschwerden zwangsläufig antreten.
In all diesen Situationen ist es unvermeidbar, die eigene Komfortzone zu verlassen. Das ist in Anbetracht des Lebensalters gar nicht so einfach, denn ab dem 40. Lebensalter haben viele Menschen finanzielle Verpflichtungen, eine Familie und andere äußere und interne Umstände, die einen Berufswechsel gar nicht so einfach machen.
Chancen einer beruflichen Neuorientierung
In früheren Jahrzehnten waren berufliche Neuorientierungen seltener, viele Arbeitnehmer im DACH-Raum verbrachten mitunter sogar ihr gesamtes Arbeitsleben in einem Unternehmen oder einem Betrieb. Das hat sich spätestens mit der Millennial-Generation gewandelt, die nicht nur williger ist den Arbeitgeber zu wechseln, sondern auch vor einem Quereinstieg nicht zurückschreckt.
Chancen, die sich dadurch ergeben, sind durchaus vielfältig. Der neue Job kann endlich das langersehnte Karriereglück bringen, selbstverständlich mitunter auch einen besseren Verdienst oder vielleicht einen geringeren Verdienst, dafür aber weitaus weniger Stress und mehr Freizeit. Vorteilhaft ist, dass Menschen ab 40 im Regelfall aufgrund ihrer Lebenserfahrung sehr gut wissen, was sie suchen und was ihnen im Leben wichtig ist. Praktisch ist bei der Neuorientierung außerdem, dass mitunter finanzielle Rücklagen bestehen. Damit lassen sich die ersten Jahre oder die Zeit der Umorientierung leichter bewältigen, als das bei einem Menschen Anfang 20 möglich wäre.
Eine weitere Chance: Durch die Neuorientierung erweitert sich der eigene soziale Kreis. Der steht nach der Ausbildungs- und Studienzeit oftmals still, denn anders als in der Schule oder Universität lernt man ab dem Arbeitsleben nur noch wenig neue Menschen kennen. Das könnte beispielsweise für Singles im mittleren Alter eine Schlüsselrolle spielen.
Welche Herausforderungen sind zu erwarten – und zu meistern?
Die größte Herausforderung ist natürlich die mit dem Berufsumstieg einhergehende Unsicherheit. Ob es wirklich klappt mit dem neuen Job oder ob dieser das ersehnte Glück bringt, das weiß vorher niemand verlässlich. Außerdem werden Quereinsteiger anfänglich mitunter Gehaltseinbußen tolerieren müssen, wobei das maßgeblich davon abhängig ist, welchen Job man verlässt und welchen Beruf man fortan ausübt. Die benötigten Fachkenntnisse muss man sich zudem selbst aneignen, zum Beispiel über Schulungen, Kurse und Weiterbildungen in der Freizeit – was mit Kindern im Haushalt gar nicht so leicht in den Kalender passt.
Für Veränderungen braucht es Mut – der sich lohnen kann
Den alten Arbeitsplatz gegen einen komplett neuen Beruf eintauschen: Das ist eine große, mitunter aber auch sehr lohnenswerte Veränderung im eigenen Leben. Genügend Zeit ist allemal, denn heutige 40-jährige dürften noch mit mindestens 2,5 Jahrzehnten Arbeitsleben rechnen.