Die Entwicklung der Weizenpreise ist für Landwirte und Verbraucher gleichermaßen von Bedeutung. Weizen ist als Rohstoff in vielerlei Waren des täglichen Bedarfs enthalten und zählt zu den Grundnahrungsmitteln. Demzufolge kann sich eine Veränderung des Weizenpreises auch auf das Kaufverhalten von Produzenten und Konsumenten, sowie politische Prozesse auswirken.
Die Weizenpreise werden dabei gleich von mehreren Faktoren beeinflusst. Sehr stark wirken sich Wettereinflüsse auf den Preis aus. Eine günstige Wetterentwicklung kann den Weizenpreis stark sinken lassen, Wetterkapriolen in verschiedenen Anbaugebieten können dagegen zu steigenden Preisen und auch zu Preissprüngen führen.
Da der Weizen für die Nahrungsmittelproduktion eine grundlegende Bedeutung hat, unterliegt seine Produktion auch nicht vollständig den Marktgesetzen von Angebot und Nachfrage, sondern hat auch eine politische Dimension. Um die Versorgung mit Weizen im eigenen Land oder dem eigenen Wirtschaftsraum sicherzustellen, wird dessen Anbau von staatlicher Seite oft unterstützt. Wie bei vielen anderen Rohstoffen begünstigt auch diese Subvention Fehlentwicklungen, was sich in einem insgesamt niedrigen Weizenpreis niederschlagen kann.
Der chinesische Faktor
Die größten Weizenproduzenten sind in der Rangfolge China, Indien, Russland und die Vereinigten Staaten. Nimmt man die Produktion der Europäischen Union zusammen, ist dies aber mindestens der drittgrößte Produzent.
Wie in so vielen Bereichen spielt auch beim Weizen die chinesische Volksrepublik als Produzent und Verbraucher eine wichtige Rolle. Doch ist die Datenlage aus dem Reich der Mitte alles andere als transparent, sodass Akteure im Weizenmarkt durchaus hohe Risiken eingehen müssen und Überraschungen nicht ausgeschlossen sind.
In den letzten Jahren ist jedoch eine stabile Aufwärtsbewegung zu beobachten, die sich allerdings unter teils heftigen Schwankungen vollzieht. Heftige Kursausschläge von mehr als zehn Prozent innerhalb weniger Wochen, vor allem nach unten, sind beim Weizenpreis ein häufig auftauchendes Phänomen. Dieser Spekulation müssen aber nicht immer reale Daten über Produktion und Verbrauch zugrunde liegen. Hierfür reichen bereits einige ungewöhnliche Wetterereignisse in den Anbaugebieten und dadurch angefachte Gerüchte.
Schlechte Ernte, zu wenig Weizen?
In der jüngsten Zeit sorgten einige Artikel für Aufsehen, die durchaus geeignet waren, über eine Spekulation im Weizen nachzudenken. Im Kern besagten diese Meldungen, dass die im letzten Jahr eingefahrene Getreideernte bei einigen Sorten nicht ausreichen würde, um den Jahresbedarf zu decken. Eine dieser Getreidesorten, deren Ernte zu gering ausfiel, war Weizen. Als Ursache wird hier vor allem die Dürre in Osteuropa und Russland genannt, was im Kern auch richtig ist. Doch hat sich diese Meldung auf den Weizenpreis bislang nicht ausgewirkt. Hier lohnt sich ein tieferer Blick in die Daten, denn der eigentliche Verursacher für die geringere Ernte dürfte wahrscheinlich in China liegen.
Dort wurde der Anbau von Weizen seit 2008 stark forciert, um von den Preisschwankungen der globalen Märkte unberührt zu bleiben. Dies hat allerdings zu einem enormen Lageraufbau geführt, der nun, da die gelagerte Weizenmenge zu einem Kostenfaktor wird, reduziert werden muss. Neben dem nun verminderten Weizenanbau, versucht die chinesische Staatsführung die hohen Bestände durch eine kostengünstige Abgabe im Land selbst zu reduzieren. Zeigt diese Maßnahme nicht den gewünschten Erfolg, konnte China seinen Überschuss aber auch in den Weltmarkt drücken, wie es bei vielen anderen Waren der Fall ist. Ein stark nachgebender Weizenpreis dürfte in dieser Situation dann sogar zwingend sein.