Das zentrale Stromnetz kann nicht auf Nachfrageschwankungen reagieren. Daher ist es über- oder unterlastet und so chronisch ineffizient. Wie kann so gerade die in Zukunft steigende Anzahl von Elektroautos dabei helfen, das Stromnetz zu entlasten und intelligenter zu machen?
Indem das Auto als Vehicle-to-Grid (V2G) selbst zum Stromspeicher wird. Dank des Ausbaus des „Smart Grid“, in dem der Strom in beide Richtungen fließt, können zum Beispiel Elektroautos in Zukunft Strom, den sie nachts günstig geladen haben, tagsüber an den Haushalt abgeben.
Das Elektroauto wird die Zukunft von Mikro-Stromnetzen mitbestimmen und so maßgeblich dabei helfen, Stromkosten zu senken und den weiteren Ausbau von erneuerbaren Energien zu fördern.
Wie kann das funktionieren?
Elektroautos und dezentrale Energiesysteme
Seit mehr als 10 Jahren gibt es dezentralisierte Energiesystemen. Eine Mischung aus Photovoltaik-Anlagen, Windräder und Biogasanlagen ermöglicht, dass dezentral an vielen Orten die Stromproduktion und die Stromspeicherung schneller an die Bedürfnislage der Konsumenten angepasst werden kann.
Im Smart-Grid fließt der Strom in zwei Richtrungen. Das hat den Vorteil, dass in elektrischen Geräten gespeicherte Energie je nach Bedarf, wieder an das Netz zurückgegeben werden, wenn die Energie anderswo benötigt wird. Doch da nicht jede Kaffeemaschine oder jeder Toaster Energie speichern kann, spielen Elektroautos in Zukunft eine wichtige Rolle.
In den nächsten Jahren werden sich immer mehr Stromkonsumenten die Vorteile des von der Bundesregierung verordneten Smart-Meter-Rollouts bezüglich der Kontrolle des Stromverbrauchs zunutze machen. In Zukunft können dann elektrische Geräte im Haushalt Informationen in Bezug auf ihr Verbrauchsverhaltens an den Verbraucher und an den Stromlieferanten über den Smartmeter weitergeben. Dadurch werden Spitzenlast-Zeiten effektiver reduziert und Energie wird somit nicht zur falschen Zeit produziert und verschwendet.
Elektroautos als Stromtransmitter
Die Zukunftsvision des V2G geht noch einen Schritt weiter. Elektroautos sollen nicht nur selbst angeben können, wie viel Energie sie wann brauchen, sondern sie sollen auch Energie an das Haus und sogar gespeicherte Energie an das Netz abgeben können. Somit kann das Elektroauto als Energie speichernder Bestandteil eines Mikrostromnetzes dabei helfen, Energiekosten gravierend zu senken. Es gibt derzeit einige europäische Forschungsprojekte, die sich mit dem Energiepotenzial des Elektroautos für das Stromnetz befassen.
Elektroautos und Gebäudetechnik
Das Projekt EFES untersucht, wie das Elektroauto dabei helfen kann, den Stromverbrauch in Gebäuden zu managen, zu verbessern und zu reduzieren. Die V2G-Ladestation steht zwischen dem Gebäude und dem Elektroauto, wodurch das Elektroauto einerseits aufgeladen und zudem in Engpasszeiten Strom über die Ladestation zurückgeben kann, der wiederum an das Gebäude weitergegeben wird. Durch einen V2G-Gateway wird die Strom-Bedarfs-Kommunikation zwischen dem Gebäude und einem Virtuellen Kraftwerk, in dem verschiedene dezentrale Stromerzeugungseinheiten zusammengeschaltet sind, geregelt.
Die Probephase des Projekts wurde im Januar 2017 abgeschlossen und jetzt ist man dabei Business-Konzepte, Partner und weitere Finanzierungsmöglichkeiten für die Systeme zu finden.
Elektroautos im Energiesystem Berlins
Das Projekt Smart Mobile Energy (SME) hat in Berlin, Valencia und Birmingham getestet, ob die Städte für Elektroautos reif sind. Das unerfreuliche Fazit für Berlin war: das Berliner Stromnetz ist nicht gut gerüstet (nur wenige Elektroautos können zur selben Zeit aufgeladen werden) und es gibt zu viele Schwierigkeiten von behördlicher Seite, mehr Energie vom Berliner Stromnetz zu erhalten.
Smartmeter würden helfen, so schlägt der Projektbericht vor, um die Kommunikation zwischen dem Stromnetz in Berlin, den G2V-Stationen und den Elektroautos besser zu organisieren und so Berlin technisch besser auf die steigende Zahl von Elektroautos vorzubereiten.
Welche Rolle Elektroautos in den Großstädten selbst wiederum als mobile und intelligente Energiespeicher, Energietransporteure und Energielieferanten spielen können, wird die Zukunft zeigen.
Quellen
http://www.energysavingtrust.org.uk/travel/electric-vehicles/electricity-tariffs-electric-vehicles
http://www.3sat.de/mediathek/?mode=play&obj=61612
http://www.ncl.ac.uk/press/news/2017/01/v2g/
http://www.cenex.co.uk/vehicle-to-grid/